Bislang widmete sich der Museumsfriedhof in Kramsach vorwiegend den kuriosen Inschriften. Jetzt wurde die Schau durch die historische Entwicklung der alpenländischen Grabkultur auf 1200 Quadratmeter erweitert.
Kramsach – Mit seinen skurrilen Grabkreuzen ist der Museumsfriedhof in Kramsach weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Jährlich zieht der „Friedhof ohne Tote“ 200.000 Besucher in seinen Bann. Die dreisten und oft wenig charmanten Inschriften beschreiben auf belustigende Weise die besonderen Eigenschaften der Verblichenen. „Hier liegt Matin Krug der Kinder, Weib und Orgel schlug“, ist nur eine der zahlreichen Kuriositäten aus dem vorigen Jahrhundert. Seit 45 Jahren sammelt Hans Guggenberger, der Besitzer der Sagzahnschmiede und Vorstand des Museumsfriedhofes, unzählige Grabkreuze aus dem Alpenraum. Darunter finden sich echte Raritäten, die bislang jedoch nur im Depot des Museums lagerten. Durch Erweiterung im neu gebauten Arkadenhof finden nun 700 historische Grabkreuze aus fünf Jahrhunderten ihren Platz.
„Endlich kann ich den Besuchern die schönsten Stücke aus seiner Sammlung präsentieren“, freut sich Guggenberger. Zwei Jahre dauerte es, bis das 200.000 Euro Projekt samt Restaurierung der Kreuze und dem Anbau des Arkadenhofes fertig gestellt wurde. Der Plan für die Anlage stammt vom Salzburger Diözesanarchitekten Peter Schuh. „Der lustige Teil wird durch den ebenso wichtigen Teil betreffend die historische Entwicklung der Grabdenkmäler erweitert“, sagt Guggenberger. Im neuen Arkadenhof, auf dem 1200 Quadratmeter großen Freiluftareal, wird eindrucksvoll die historische Entstehung alpenländischer Grabdenkmäler, dokumentiert. Mittels Tafeln und Begleittexten wird dem Besucher die Friedhofskultur, mit Grabdenkmälern aus den österreichischen Bundesländern, Bayern, Südtirol und der Schweiz, näher gebracht.
Ein Wunsch liegt Guggenberger sehr am Herzen: „Jeder kennt den lustigen Friedhof in Tirol, aber kaum ein Einheimischer war hier“, so Guggenberger, der sich durch die Erweiterung erhofft, dass jetzt auch Einheimische den Museumsfriedhof besuchen kommen. Inzwischen denken die Vereinsobleute schon an die nächste Erweiterung nach, wofür sie in Univ.-Prof. Dr. Harald Stadler von der Universität Innsbruck einen wissenschaftlichen Mitstreiter gefunden haben. Stadler denkt an eine Präsentation der Tiroler Bestattungskultur seit der Besiedelung Tirols bis heute. Außerdem wollen Guggenberger und Reiter den historischen mit dem kuriosen Teil des Museums durch einen modernen Totentanz verbinden. Dieser soll bis zum Jahr 2014 in Zusammenarbeit mit Schülern der Glasfachschule Kramsach entstehen.
Der Museumsfriedhof ist ganzjährig geöffnet und täglich kostenlos zu besichtigen.